Hochsensible Alltagshilfe
 

Hier in dieser Rubrik wird ab 2020 erwachsenen hochsensiblen Personen die Möglichkeit gegeben, sich zum Thema ausdrücken zu dürfen!

 

Tobias Hansen


Warum sollte ein hochsensibler Mann auf meiner Seite etwas schreiben ?

 

Das war die Aufgabenstellung von Hr.Eichert, dazu sollte ich etwas schreiben. Mit viel Schwung stürzte ich mich gleich darauf und machte mir erste Stichpunkte:

  • um das Thema „hochsensibler Mann“ bekannter und verständlicher zu machen.
  • damit Männer angeregt werden, sich bewusst mit dem Thema auseinanderzusetzen
         um evtl. eigene Hochsensibilität zu erkennen und kennenzulernen.
  • als Hilfestellung sich besser zu verstehen und das eigene Wesen anzunehmen.
  • Hochsensibilität als Potenzial zu sehen und neue Perspektiven zu entdecken.
  • erkennen neuer Wege und Möglichkeiten und deren Umsetzung.
  • Umgang mit Hochsensibilität im Alltag vor anderen.
  • zur Ermutigung

Nach kurzer Zeit hatte ich die Stichpunkte niedergeschrieben. Dann wurde es schnell schleppend und ich wusste erst mal nicht weiter. Ich legte die Notizen zur Seite und wartete erst mal ab. Die Zeit verging und immer wenn ich an das Thema und die Notizen dachte, fiel mir nichts dazu ein. Es war ein unangenehmer Druck, es doch endlich fertig zu stellen. Letztendlich kam immer nur der Druck hoch, wenn ich daran dachte und ich schob es noch weiter weg. Dann auch der Gedanke, ob ich für so etwas überhaupt geeignet bin. Ich fing im Internet an, nach dem Thema Hochsensibilität und Mann zu suchen. Auch das ging nur sehr schleppend. Entnervt fragte ich mich, ob das überhaupt Sinn macht. Es war schon eine Zerissenheit, hin und her, es fühlte sich sehr unkreativ an, als wäre ich völlig unbegabt. Ein auf der Stelle treten.

 

Im Gebet/Meditation dann kam mir der Gedanke, dass diese Notizen ja ziemlich abstrakt waren. Sie zeigten sicherlich die Dinge, die ein „Mann“, der „hochsensibel“ ist, betreffen kann - wahrscheinlich auch betrifft. Aber ich merkte dann, dass ich als Wesen und Person nicht vorkam. Mit meiner Hoch - sensibilität, mit meinem Mann - sein. Ich hatte mich da völlig ausgegrenzt und mich selbst gar nicht wahrgenommen. Nicht als Mann und nicht als hochsensibel. Letztendlich nicht als Mensch/menschlich. Nur mein Verstand hatte sich dem Thema geöffnet und er ließ mich selbst als ganzes Wesen nicht zu.

 

Schon sehr Erschreckend die Erkenntnis, aber eigentlich nicht neu. Das Problem, mich selbst nicht wahrnehmen zu können verfolgt mich schon seit meiner Kindheit. Niemand da, der mich ganz wahrgenommen hat, der größte Teil meines Wesens hatte nie Raum gehabt und ich hatte ihn nie wirklich kennengelernt bzw. verdrängt, um zu gefallen, nicht zu stören und angenommen zu werden. Wenn er sich irgendwie bemerkbar machte verdrängte ich ihn sofort wieder, bewusst und unbewusst. Nahm ihn als etwas wahr, das mich hinderte, im Alltag in der Gesellschaft zu funktionieren. Wobei Bewusstsein dafür sich eher in den letzten Jahren entwickelte. Das steht sicherlich noch ganz am Anfang. So wie dieser zweiwöchige Prozess, den ich beschrieb, es zeigt. Eine Aufgabe, eine Idee, ich will gleich anfangen zu funktionieren und mein Verstand setzt ein und übernimmt. Es geht dann darum, alles richtig zu machen, gut zu machen, Anerkennung zu bekommen, dazuzugehören, einfach ganz normal dabei sein zu können.

 

Dieses Gefühl der Zugehörigkeit stellte sich aber in meinem Leben nie wirklich ein. Ich war/bin mein eigener Fremdkörper, stehe mir selbst im Weg. Ganz seltene Momente, in denen ich mich unter Menschen „zuhause“ fühlte. Einfach nur „sein“ brauchte, um mich angenommen zu fühlen. Dann blühte ich auf.

 

Und da es mir immer noch so geht, zwar mit kleinen bewussten Veränderungen, aber eben noch ganz am Anfang, nur mehr eine Ahnung wie es sein könnte, da fällt mir das Thema Selbstliebe ein. Ein Thema, das bei mir erst seit einigen Jahren mehr ins Bewusstsein gerückt ist. Wobei es aber für mich immer noch sehr abstrakt ist. Ich glaube, sich selbst lieben lernt man nur, wenn man auf bedingungslose Weise geliebt und angenommen wurde. So lernt man sich annehmen und lieben, alle Aspekte, auch die Negativen und kann bewusst damit umgehen ohne sich selbst ständig kontrollieren, schlecht machen, sich für sich selbst entschuldigen, reklamieren und begrenzen zu müssen. Sein eigenes Wesen ständig nur im geschützten Modus hochfahren zu müssen.

 

Liebe den Nächsten wie dich selbst. Was da mit Selbstverständlichkeit gepredigt wird, scheint mir bei vielen Menschen unter ferner liefen zu laufen. Mich würde sehr interessieren, was Menschen sagen, wenn man sie fragt, ob sie sich selbst lieben. Und was sie darunter verstehen.

 

Man kann seinen nächsten nur lieben, wenn man seinen eigenen Wert, sein eigenes Wesen in allen Facetten wahrnimmt. Dann erst kann man ja den nächsten erst wirklich verstehen. Verstehen, dass es ihm genauso wie mir geht.

 

Soweit ich es schaffe und daran denke versuche ich, mir selbst Vater und Mutter zu sein. Etwas, das ich bis heute suche und nie gefunden habe. Ich habe immer nach Hilfe gesucht, so viele Menschen gefragt. Aber wirklich helfen konnte niemand. Oft war es so, dass derjenige genau wusste, was für mich richtig ist, aber nicht ansatzweise daran interessiert war zu erfahren, wer ich bin. Es ging eigentlich immer nur um's funktionieren. Und alle hatten ihre Konzepte, welche ich nur umzusetzen brauchte. Wie kann man Menschen begegnen, die sich selbst nicht oder nur ansatzweise lieben gelernt haben. Eine Welt voller funktionierender. Leere begegnet Leere. Tiefe Verletzung tiefer Verletzung.

 

Die Leere, die Eltern hinterlassen wenn sie nicht wirklich da sind, kann später nicht mehr gefüllt werden. So meine Erfahrung. Leider habe ich wohl auch nicht die richtigen Menschen getroffen.

 

Fortsetzung folgt